Viele Schulen bieten zusätzlich zu ihrem Unterricht vor Ort auch ein Fernstudium an. Das ist sicherlich für eine Schule eine gute zusätzliche Einnahmequelle, aber ist so ein Fernstudium für einen Beruf wie den Heilpraktiker sinnvoll?
Immer wieder taucht deshalb in den Chats die Frage auf: „Könnt ihr mir zu einem Fernstudium raten?“
Sicherlich ist es schön, wenn man nicht bei Wind und Wetter aus dem Haus muss, vielleicht noch viel Zeit und viele Kosten für die Anfahrt oder eine Unterbringung aufbringen muss.
Mit meiner mittlerweile über 15-jährigen Erfahrung als Schulleiterin und Dozentin an verschiedenen Heilpraktikerschulen kann ich diese Frage ganz eindeutg mit NEIN beantworten.
Ich sehe den Beruf eines Heilpraktikers als „Handwerk“. Hand anlegen am Patienten – beHANDELN.
Ein Handwerk kann man nur durch ständiges Üben am Objekt erlernen, nicht am Durchdenken von Fakten im stillen Kämmerlein. Das stille Kämmerlein brauche ihr dann, um die im Unterricht erlernten Fakten zu verinnerlichen. Das bleibt niemandem erspart. Jeder gute Heilpraktiker musste sich mit den vielen Fakten auseinandersetzen und viel, viel Lernstoff verinnerlichen.
Man lernt ja schließlich auch nicht Fahrrad oder Auto fahren, indem man anderen dabei aus der Ferne oder in einem Video zusieht, sondern nur durch ständiges Üben und Wiederholen. Und auch durch vieles Hinfallen und wieder aufstehen.
Was bietet mir ein Fernstudium?
- Lehrgangsmaterial zum selbstständigen Lernen
- manchmal eine e-Lernplattform (Lernen am Rechner)
- freie Zeiteinteilung (das bekommen die Meisten alleine nicht hin)
- bestimmen des eigenen Lerntempos (wenn man nicht gut strukturiert ist, kann man sich da ganz schnell verzetteln und wird dann nie fertig)
- keine Kontrolle
- wenig Kontakt zu Dozenten und anderen Teilnehmern
- kein persönlicher Kontakt
Was bietet mir ein Direktstudium ?
- optimal vorbereiteter Lernstoff durch den Dozenten
- optimal abgestimmte „Häppchen“
- Dozenten, die mir sofort meine Fragen beantworten können
- Lernhilfen / Eselsbrücken / Tipps
- direkter Austausch mit anderen Teilnehmern
- Sprechen vor der Gruppe
- Formulieren meines Wissens
- Trainieren von Prüfungssituationen
Gerade das laute Formulieren von Sachverhalten ist in der Lernphase sehr wichtig. Wenn ich im Unterricht ein Frage stelle, fällt mir häufig auf, dass einige Teilnehmer diese zwar beantworten könnten, aber nicht wissen, wie sie dieses Wissen formulieren können.
Was ist wichtig für die Prüfung?
Wie wollt Ihr eine Prüfung bestehen, wenn Ihr die Antwort auf eine Frage des Prüfers zwar im Kopf habt, aber nicht formulieren könnt? Keiner kann mit dem, was euch im Kopf rumgeht etwas anfangen.
Selbststudium ist häufig ein stilles Lernen.
Für einen Prüfer und eure späteren Patienten ist es aber wichtig, dass ihr mit ihnen reden könnt, dass ihr Dinge erklären könnt – Euch formulieren könnt.
Das kann man nur im direkten Unterricht vor anderen Teilnehmern und Dozenten üben.
Und nur so kann man in der Prüfung und in der späteren Tätigkeit erfolgreich werden.
Direktstudium oder Fernstudium ???
Ich hoffe, ich habe euch ein wenig zum Nachdenken angeregt.
Eure Petra-Maria Kotitschke